Männer in Kindertageseinrichtungen sind nach wie vor die Ausnahme. Zwar ist der Anteil der bundesweit in Kitas beschäftigten Männer von 4,1 Prozent (2012) auf 8,32 Prozent (2024) gestiegen. In Zahlen ausgedrückt stehen aber knapp 65.000 männlichen Fachkräften mehr als 713.000 Frauen gegenüber. In der Krippe Charly’s Kinderparadies in Bad Essen sind jedoch aktuell gleich drei Männer für die Betreuung der Kinder zuständig.

Dass Marco Strodt in diesem Bereich arbeitet, ist mit Blick auf seine Kindheit wenig verwunderlich: „Meine Mutter war Tagesmutter, deshalb waren ständig Kinder bei uns zu Hause.“ Das Freiwillige Soziale Jahr im Hort habe ihm zudem gut gefallen, und in der Einrichtung war auch ein Erzieher Teil des Teams.

Seit dem 1. Juli 2020 arbeitet der 28-Jährige für Charly’s Kinderparadies. Zunächst in der Krippe in Bad Iburg, seit dem Umzug nach Wehrendorf im Februar aber nun für die Krippe in Bad Essen (Auf der Breede). Nehmen die Kinder ihn anders wahr als seine Kolleginnen? „Man merkt schon, dass sie merken, dass ich anders bin. Aber sie gehen deshalb nicht anders mit mir um. Das Verhalten kommt ganz auf das jeweilige Kind an, jedes Kind hat seinen eigenen Charakter“, berichtet der Erzieher.

Er kann klar benennen, was ihn an der Arbeit in der Krippe reizt: „Man sieht schnell die Entwicklungsschritte, und man kann die Entwicklung der Kinder fördern.“ Marco Strodt übernimmt dabei gern Kreativangebote, lässt die Kinder am liebsten aber frei spielen und schaut situativ, wie er sie unterstützen kann. Das Thema Bewegung ist ihm ebenfalls wichtig, deshalb wird er 2025 das Kinderturnen als Angebot des Familienzentrums Sonnenwinkel leiten. Am 12. Dezember ist von 15 bis 17 Uhr in der Turnhalle des Familienzentrums (Meller Straße 3 in Bad Essen) ein Schnuppertag für alle interessierten Familien. Da dieser Termin bereits ausgebucht ist, gibt es noch einen Zusatztermin am 19. Dezember. Eine Anmeldung ist erforderlich.

Bewegung ist auch etwas, das Louis Ovejero in den Alltag einbringt. Der 20-Jährige absolviert sein Jahrespraktikum in Bad Essen. Nach der Ausbildung zum Sozialassistenten soll ab Sommer die Erzieherausbildung folgen. „Es macht mir Spaß, mit kleinen Kindern Experimente auszuprobieren oder mit ihnen zu malen. In der Krippe kann ich die Entwicklung des Kindes fördern und miterleben“, erklärt er seine Motivation.

Marco Strodt und Louis Ovejero kennen natürlich die Vorurteile über Männer in Kindertageseinrichtungen. Aber sie selbst haben bisher keine negativen Erfahrungen gemacht, weder im Freundeskreis noch mit den Eltern. Jasmin Grabenkamp, Leiterin der Krippe, hört durchaus unterschiedliche Kommentare: „Es gibt viele Eltern, die sich über Männer in der Einrichtung freuen, aber manche sind auch skeptisch und glauben, dass ihr Kind nicht mit Männern zurechtkommen wird. Erfreulicherweise stellt sich dann aber heraus, dass es gar nicht so ist.“ Für manche Kinder sei die Eingewöhnung dadurch sogar leichter. Für die Leitung steht jedenfalls fest: „Das Zusammenspiel mit unseren Männern ist total toll. Sie bringen manchmal auch eine andere Sichtweise ein als wir Frauen.“ Auch Marco Strodt weiß: „Ein Mann in der Krippe ist schon noch besonders, obwohl es eigentlich gar nicht besonders sein soll.“

Ein Unterschied zwischen Frauen und Männern wird im pädagogischen Alltag aber Auf der Breede nicht gemacht. Marco Strodt merkt jedoch schmunzelnd an, dass er gefordert ist, wenn es darum geht, Bänke zu tragen oder schwere Kisten zu schleppen. Eine weitere Aufgabe von vielen, die Männer in den Kitas übernehmen.