Lässige Kleidung, coole Musik, waghalsige Tricks: Wer das Skateboard beherrscht, erntet oft beeindruckte Blicke. „Ich habe schon viele Sportarten ausprobiert. Aber keine erfüllt mich so sehr wie das Skateboarden“, sagt Enrico Auf der Masch. Der 27-Jährige wohnt zwar in Melle, trifft sich aber regelmäßig mit Hendrik Balster (31) auf dem Skateplatz zwischen der Freiwilligen Feuerwehr Eielstädt und dem Gymnasium. Das Duo hat spannende Ideen, um hier eine Community zu entwickeln.

Die Voraussetzungen sind jedenfalls ideal, denn im Wittlager Land gibt es keinen weiteren Skateplatz. Der Umbau des Containers dort ist bereits weit vorangeschritten. Ein neuer Boden ist bereits verlegt worden, auch eine Theke und eine Küche sind eingebaut. Eine Wand wird noch mit Graffiti verziert, zudem folgen weitere Sitzgelegenheiten. „Wir werden uns hier treffen, die Tür auf- und die Musik anmachen, und dann schauen wir mal, was sich daraus entwickelt“, sagt Hendrik. „Wir wollen nun zunächst dienstags und donnerstags von 17 bis 19 oder 20 Uhr vor Ort sein, sofern das Wetter mitspielt.“ Übrigens auch im Herbst und Winter, denn am Container ist entsprechendes Licht angebracht.

Die beiden jungen Männer haben sich in Melle durch das Skateboarden kennengelernt. Schnell war ihnen klar, dass sie auf einer Wellenlänge liegen. Ein gemeinsamer Skate-Trip hat sie 2023 in die Niederlande und nach Belgien geführt. Im niederländischen Breda haben sie das „Pier 15“, einen Skatepark am Hafen, aufgesucht. Beide waren so beeindruckt von der Atmosphäre und den Möglichkeiten dort, dass sie aus der Idee und Begeisterung heraus Kontakt zu Jugendtreffleiter Felix Arentzen aufgenommen hatten.

Für Arentzen kam die Anfrage zur idealen Zeit. Im Zuge des Förderprogramms „Aufholen nach Corona“ gab es eine Umfrage am Gymnasium und an der Oberschule. Was vermissen die Schülerinnen und Schüler in Bad Essen? Was wünschen sie sich? Das Ergebnis: In erster Linie Plätze, wo sie chillen können. Der Skateplatz könnte zwei Gruppen zusammenbringen. Diejenigen, die bei Musik etwas abhängen möchten und diejenigen, die das Skateboarden einfach mal ausprobieren möchten. „Kinder finden Skateboards cool, haben aber Respekt davor. Die Hemmschwelle wäre sicherlich geringer, wenn die Tür hier offensteht und sie sich sogar Boards und Schutzausrüstung ausleihen können“, meint Enrico.

Er selbst stieg erst vor fünf Jahren wieder auf das Board, nachdem er es in der Jugend mal ausprobiert hatte. „Man ist nie zu alt, um damit anzufangen oder um wiedereinzusteigen. Wir möchten andere dafür begeistern“, sagt der 27-Jährige. Hendrik ergänzt: „Das Skateboarden ist keine reine Subkultur mehr. Es ist in diesem Jahr zum zweiten Mal eine olympische Disziplin. Manche wollen es locker angehen und sich ausprobieren, für andere ist es inzwischen eine ernsthafte Sportart. Allein schon aus diesen Gründen sehen wir viel Potenzial.“ Der 31-Jährige fährt seit mehr als 20 Jahren Skateboard und hat diese Entwicklung genau verfolgt.

Beispiele dafür, dass die Idee von einigen Begeisterten Anklang findet und eine eigene Dynamik entwickeln kann, gibt es in Bad Essen genug. Felix Arentzen nennt mit dem Musik:INI e.V. und dem Boulder Pool zwei Erfolgsgeschichten, die auch aus dem Jugendtreff TriO heraus entstanden sind. „Es wäre klasse, wenn sich hier etwas ähnliches entwickelt. Wenn die Skateboarder irgendwann die Fördermittel selbst beantragen, Skateshops nach Zubehör zum Verleihen fragen und sich um solche Themen kümmern.“

In einigen Jahren wird dieser Skateplatz jedoch für den Neubau der Grundschule weichen müssen. Ein Skatepark soll zwar in den Schulhof integriert werden. Die Community müsse dann aber einbezogen werden. Sollte das Vorhaben aus dem Konzept gestrichen werden, haben Enrico und Hendrik schon eine Idee. Schmunzelnd verraten sie: „Dann suchen wir uns ein leerstehendes Gebäude am Kanal und machen daraus eine Skatehalle. Die nennen wir dann Pier 15.2 – in Anlehnung an das Vorbild in Breda und wegen der Bad Essener Postleitzahl 49152.“