Langsam und deutlich sprechen, offene Fragen stellen, auf Augenhöhe mit den Kindern reden: Ina Franke hört und sieht hin, ob die Erzieherinnen in der Krippe und im Kindergarten Charly’s Kinderparadies Melle ihre Ratschläge umsetzen. Als Fachkraft für alltagsintegrierte Sprachförderung achtet sie darauf, wie die Kolleginnen mit den Mädchen und Jungen kommunizieren. „Im Alltag geht manches schnell unter. Wir sind dankbar, dass wir jemanden haben, der uns auf gewisse Punkte aufmerksam macht und unsere Arbeit reflektiert. Davon profitieren wir und die Kinder“, sagt Elisa Bohlmann, die den Kindergarten im Buddenkamp leitet. „Wir achten alle viel mehr darauf, wie wir sprechen und arbeiten“, hat auch Simone Vahlbusch als Leiterin der Krippe an der Riemsloher Straße festgestellt.

Wie macht sich Ina Frankes Einfluss im Alltag bemerkbar? Zum Beispiel in Form der dialogischen Bilderbuchbetrachtung. „Wir lesen nicht nur vor, wir fragen die Kinder auch, was auf den Bildern passiert oder lassen sie überlegen, wie die Geschichte weitergehen könnte“, erzählt Elisa Bohlmann. Simona Vahlbusch kümmert sich in der Krippe um die 0- bis 3-Jährigen: „Ina begleitet auch die Elterngespräche. Als Fachkraft kann sie das Sprachvermögen der Kinder noch besser beurteilen und in Entwicklungsgesprächen den Eltern ihre Sichtweise erklären.“ Bei Elternabenden ist sie ebenso dabei wie beim Elterncafé, das regelmäßig im Buddenkamp stattfindet. „Ich ersetze keine Logopädin, aber mir fallen bestimmte Sachen auf. Ich gebe dann auch den Eltern Tipps, was sie zu Hause zur Sprachförderung beitragen können“, so Ina Franke.

Etwas mehr als 20 Stunden pro Woche kann sie sich auf die Sprachförderung konzentrieren. Eine Woche verbringt sie in der Krippe, die nächste Woche im Kindergarten, stets im Wechsel. Für die Erzieherinnen gibt es dann Aufgaben, individuell oder für das gesamte Team. „Wir setzen uns Ziele und schauen, wo wir uns noch verbessern können“, sagt die Sprachförderkraft.

Seit 2017 profitieren Krippe und Kindergarten von einer Sprachförderkraft, nicht nur die Anzahl und die Vielfalt der Bilderbücher hat sich seitdem deutlich erhöht. Im Kindergarten gibt es inzwischen eine Leihbücherei, und auch Kinderbücher zu Themen wie Tod oder gleichgeschlechtlichen Ehen stehen nun im Regal. Ein Raum im Kindergarten ist zur „Sprachwerkstatt“ umgewandelt worden, hier setzen sich die künftigen Schulkinder mit den Buchstaben auseinander.

In beiden Einrichtungen gibt es einige Kinder mit Migrationshintergrund. Nicht nur bezogen auf diese Mädchen und Jungen sei Ina Franke eine große Hilfe. Alle Kinder würden von ihrer Arbeit profitieren. Aber: Das Bundesprogramm „Sprach-Kitas: Weil die Sprache der Schlüssel zur Welt ist“ läuft Ende 2022 aus. Der Bund wird es nicht verlängern – sehr zum Bedauern der Charly’s-Leiterinnen. Mit diesem Programm stärkt das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSJ) alltagsintegrierte sprachliche Bildung, inklusive Pädagogik sowie die Zusammenarbeit mit Familien in den Kitas.

Bis das Programm endet, möchten die Charly-Teams aus Melle aber noch so viel wie möglich für die tägliche Arbeit mitnehmen und umsetzen. „Ina ist eine Hilfe auf fachlicher Ebene, eine Fachberatung für das Team sozusagen“, freut sich Elisa Bohlmann.