Alisas Gespür für Kinder
Alisa ist bei den Mädchen und Jungen in Charly’s Kinderparadies Bad Iburg außerordentlich beliebt. Liegt es an ihrem fröhlichen Wesen? Oder an ihrer Geduld? Vielleicht ist es auch das Alter? Denn sie ist selber erst 16 Monate alt und damit sogar jünger als so manches Kind in der Krippe. Auch wenn all diese Gründe sicherlich zutreffend sind, so liegt es doch vielmehr daran, dass Alisa ein Hund ist. Sie gehört Claudia Ohlmeyer, der Leiterin der Krippe an der Kirchstraße im Ortsteil Glane. Sie steht kurz vor dem Abschluss der Ausbildung zur Fachkraft mit pädagogischem Begleithund/Therapiehund.
Zurzeit absolvieren Claudia Ohlmeyer und Alisa ihr zweites Praktikum, diesmal im Kindergarten St. Nikolaus. Fünf Einheiten umfasst das Praktikum. In den jeweils 30 Minuten sind sowohl die Kinder als auch der Hund gefordert. „Neulich mussten die Kinder runde Leckerlis mit einem Loch in der Mitte an einer Schnur auffädeln. Das schult ihre Feinmotorik. Anschließend sollten sie die Schnur ruhig und in der richtigen Höhe halten, so dass Alisa an die Leckerlis kommt. Für den Hund geht es bei dieser Übung darum, abzuwarten und sitzen zu bleiben“, erklärt die Erzieherin.
Alisa ist ein Chebo. Diese Hunde gelten als sehr kinderfreundlich, sie zeichnen sich durch eine hohe Frustrationstoleranz aus und sind gelehrig. Alisa habe all diese Eigenschaften bereits unter Beweis gestellt. „Seit ihrer 11. Lebenswoche nehme ich sie mit in das Büro. Sie ist ganz lieb. Die Kinder können sie auch mal unkontrolliert anfassen, trotzdem bleibt sie ruhig. Und Alisa geht mit jedem Kind anders um“, lobt Claudia Ohlmeyer ihren Vierbeiner. „Privat“ könne Alisa aber auch anders, schmunzelt sie: „Alisa hat einen Dickkopf, den hat sie von ihrer Mutter geerbt. Aktuell merkt man ihr auch die Pubertät an.“
Alisa ist mittlerweile jeden Tag mit im Büro. Wenn die Kinder auf dem Außengelände spielen, kommt der Hund auch mal für eine halbe Stunde dazu. „Sie können Alisa dann streicheln oder ich überlege mir gezielt kleine Aufgaben“, so die Krippen-Leitung.
Die Anwesenheit des Hundes allein reiche bei manchen Kindern aus, dass sie ihr Verhalten ändern. „Sie sprechen dann deutlicher und langsamer, ihre Bewegungen werden ruhiger“, hat die gebürtige Westfälin beobachtet. Der respektvolle Umgang mit anderen Lebewesen werde ebenfalls vermittelt. Und Sachwissen, denn Alisa lässt Kinder und Erwachsene an sich heran: „Wir erfahren, wie sich das Fell anfühlt oder können uns ihre Pfoten und Zähne ganz genau ansehen.“
Im November wird die Chebo-Hündin die praktische Prüfung ablegen – ohne Claudia Ohlmeyer. Ein zertifizierter Prüfer wird schauen, ob Alisa die Aufgaben erfüllt. „Sie muss unter anderem einen Buzzer drücken, über eine Brücke gehen und auf einer Seite liegenbleiben, auch wenn sich jemand auf sie drauflegt“, erzählt die Erzieherin. Sie hat die theoretische Prüfung Hundeführerschein DOQ 2.0 schon bestanden, muss aber im November noch die theoretische Prüfung zur Fachkraft machen. Dafür muss sie unter anderem aufschreiben, wie sie sich durch die Arbeit mit Alisa in den vergangenen zwei Jahren verändert hat und wie der Hund die Praktika gemeistert hat. Eins steht fest: Die Kinder würden Alisa sicherlich ein gutes Praktikumszeugnis ausstellen.
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