„Schauen, was möglich ist“
Der Verbund Sozialer Dienste (VSD) ist ein multikultureller Unternehmensverbund. Seit Jahren ist es üblich, dass junge Leute aus der ganzen Welt einen Europäischen Freiwilligendienst (EFD) in einer Wohngruppe, in einer Kita oder in einem Jugendtreff absolvieren. Einige von ihnen haben hier ihr Glück gefunden und haben einen Arbeitsvertrag bekommen. Die jungen Frauen und Männer kommen aus Portugal, Georgien, Spanien und vielen weiteren Ländern. Und vielleicht kommen demnächst einige Frauen aus der Ukraine hinzu.
Daniel Reitel ist Vorsitzender des Vereins OK! Bad Essen, wobei OK für Offene Kommune steht. Seit der Gründung 2015 kümmern sich die Mitglieder um geflüchtete Menschen in der Gemeinde. „Wir unterstützen sie bei der Wohnungssuche, bei der Vermittlung von Sprachkursen und bei Behördengängen“, so Reitel. Der Verein habe mittlerweile mehr als 120 Mitglieder. Aktuell trifft sich eine Gruppe von ukrainischen Frauen regelmäßig wöchentlich. „Es hat sich auch schon ein Chor gebildet, der Auftritte hatte“, erzählte Reitel. Jetzt, wo die Frauen „angekommen“ sind, möchten sie auch Arbeit finden.
Und an der Stelle kommt der VSD ins Spiel. Für Arbeitssuchende gibt es viele verschiedene Möglichkeiten. Geschäftsführer Tim Ellmer und Nathalie Friedrich, die ab 2025 eine Berufsbildende Schule für Sozialpädagogische Ausbildungsberufe auf dem Essenerberg leiten wird, stellten deshalb die Schwerpunkte des Verbundes vor. Das sind allen voran die Wohngruppen (in Trägerschaft der Dialog gGmbH) sowie die Krippen und Kindergärten (in Trägerschaft von Charly’s Kinderparadies).
Ellmer erklärte den Frauen, dass das Verhalten der Eltern in der Regel Ursache sei, weshalb die Kinder in einer der Wohngruppen leben müssen. Die Kinder hätten dadurch das Vertrauen in Erwachsene verloren. „Unser Auftrag ist es, dieses Vertrauen in Erwachsene wiederherzustellen.“ Das sei keine einfache Arbeit, gab er zu, aber eine lohnenswerte: „Die Kinder blühen regelrecht auf, wenn sie Vertrauen aufbauen.“
Damit das gelingen kann, muss Kommunikation möglich sein. Mit den Kindern, aber auch mit den Kolleginnen und Kollegen oder mit den Eltern. „Unsere Voraussetzung ist das Sprachniveau B2. Wenn ihr noch nicht soweit seid, können wir euch helfen“, sagte Ellmer. Die EFDler des Verbunds bekommen – je nach Sprachstand – ein- bis fünfmal Deutschunterricht pro Woche. „Wir beschäftigen zwei Lehrkräfte, die Deutsch als Zweitsprache unterrichten“, berichtete der Geschäftsführer. Auch wer das Sprachniveau B2 erreicht habe, müsse danach weiterhin Kurse besuchen, um die Fachbegriffe zu erlernen. Wer als Nichtfachkraft in der Krippe oder im Kindergarten arbeiten will, müsse aber zumindest mit seinen deutschen Sprachkenntnissen den pädagogischen Alltag meistern.
Ob die Abschlüsse aus der Ukraine hier (vollumfänglich) anerkannt werden, müsse geprüft werden. Nathalie Friedrich stellte hilfreiche Internetseiten wie die der „Zentralstelle für ausländisches Bildungswesen“ sowie das IQ-Netzwerk/die IQ-Anerkennungsberatung in Osnabrück vor. „Wir finden einen Weg, die Qualifikationen zu erwerben. Und wir begleiten euch gern auf dem Weg dorthin“, machte sie den Frauen Mut. Vielleicht sei der vorhandene Abschluss oder die Ausbildung ausreichend, vielleicht komme ein neues Studium infrage. „Wir schauen individuell, was möglich ist“, so die zukünftige Schulleiterin.
Einige Frauen bewiesen bereits beachtliche Deutschkenntnisse und haben gute Qualifikationen. Mit Viktoria Dietz war aber auch eine Übersetzerin anwesend.
Am Ende der gut zwei Stunden verständigten sich alle darauf, dass die Frauen, die Interesse an einer Arbeit beim VSD haben, auf einer Liste zusammengefasst werden. Denkbar ist es, dass jemand in die Verwaltung des VSD kommt, um mit den ukrainischen Frauen zu klären, welche Voraussetzungen noch zu erfüllen sind, bevor sie (als Fachkraft) arbeiten können.
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