Praktikant als Vorbild
„Ich bin ,nur‘ ein Praktikant, aber zugleich auch Vorbild. Ich muss aufpassen, was ich zu den Jungen sage und wie ich es sage“, schmunzelt Michael Popp. Seit September verstärkt er das Team der Tagesgruppe der Kinderhaus Wittlager Land gGmbH. Pro Woche verbringt der 21-Jährige 20 Stunden mit den Kindern und Jugendlichen. Er holt sie von der Schule ab oder bringt sie abends nach Hause, er hilft ihnen bei den Hausaufgaben, baut, spielt und werkelt mit ihnen. Bis September 2021 bleibt er der Tagesgruppe noch erhalten.
Denn Michael Popp studiert Soziale Arbeit (Teilzeit) an der Saxion University of Applied Sciences im niederländischen Enschede. Das bedeutet: Die Studierenden sammeln während des Studiums Praxiserfahrung. Aktuell ist er im zweiten Jahr, vier Jahre sind für das Studium vorgesehen. Anders als in Deutschland gibt es an der Saxion Enschede keine Einteilung in Semester.
Nach dem Fachabitur entschied sich der Bohmter für ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) in einer Werkstatt für Menschen mit psychischer beziehungsweise seelischer Behinderung oder Erkrankung. Die Sozialdienstleiterin dieser Einrichtung ist Dozentin in Enschede und machte ihn auf die Möglichkeiten an der Saxion aufmerksam. Während des ersten Studienjahres arbeitete er auch noch in der Werkstatt, zum September 2020 folgte dann der Wechsel der Arbeitsstelle.
Popp hätte weiterhin mit Erwachsenen arbeiten können, entschied sich aber dafür, einen neuen Bereich kennenzulernen. „Ich möchte verschiedene Erfahrungen sammeln und alles testen“, erklärt er seine Entscheidung. Und welche Unterschiede hat er festgestellt? „Die Ansprache, ganz klar. Ich habe außerdem mehr Kontakt zu den Kindern als zuvor zu den Erwachsenen und erfahre dadurch auch mehr über sie. In den drei Monaten habe ich schon viel dazugelernt. Ich bin absolut positiv überrascht.“
Das gilt auch für das Studium in Enschede. Zwar sei das Pendeln zeitaufwendig. Aber der eine Tag Präsenzunterricht pro Woche fällt aufgrund des Corona-Virus seit einer Weile weg. Ein wenig bedauert Michael Popp diese Situation, denn die Saxion sei sehr modern und sowohl die Dozenten als auch die Studierenden seien super nett. „Wie eine zweite Familie“, lautet seine Beschreibung. Der gesamte Studiengang ist auf Deutsch, in den Klassen sind maximal 18 Studierende jeglichen Alters. Es werde sogar darauf geachtet, dass die Klassen nach Postleitzahlen eingeteilt werden, damit Fahrgemeinschaften gebildet werden können. Viel Wert werde zudem auf Teamarbeit und professionelle Entwicklung gelegt.
Im Rahmen des Studiums möchte der 21-Jährige auch noch die Arbeit in den Wohngruppen kennenlernen. Die Dialog gGmbH ist Träger solcher Wohngruppen, neun Häuser sind in ihrer Trägerschaft. Gut möglich also, dass Michael Popp im September die Tagesgruppe verlässt, dem Verbund Sozialer Dienste aber noch ein weiteres Jahr erhalten bleibt.
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