Hyvästi, Au revoir oder La revedere: Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Workcamps sind zwar in ihre Heimatländer wie Finnland, Frankreich und Rumänien zurückgekehrt. Doch sie werden sich früher oder später wiedersehen, die ersten Pläne sind bereits geschmiedet. Die 17 jungen Frauen und Männer sind nämlich während der zwei Wochen auf dem Gelände der Burg Wittlage zu einer verschworenen Gruppe geworden. Der Italiener Leone bringt es auf den Punkt: „In so einem Rahmen fühlt man sich frei. Ich konnte ich selbst sein. Ich denke, wir haben das Beste aus uns allen herausgeholt.“

Neue Leute kennenlernen, die eigene Komfortzone mal verlassen, eine Herausforderung suchen und kulturelle Unterschiede erfahren: Dies waren die ausschlaggebenden Beweggründe der Freiwilligen. Katarzyna aus Polen sah in dem Workcamp die Chance, nach neun Monaten im Krankenhaus wieder unter Leute zu kommen. Kaari aus Finnland wollte nach dem Schulabschluss noch etwas erleben, und für die Rumänin Ana war dieses konkrete Projekt gewissermaßen eine Vorbereitung auf ihr Restaurations-Studium, verbunden mit der Erkenntnis: „Ich mag es, mit den Händen zu arbeiten.“ Die Freiwilligen haben nämlich Arbeiten an der Außenfassade des Burgturms und an der Mauer des Gefängnisinnenhofs übernommen.

Es war das dritte Workcamp auf dem Gelände der Burg Wittlage nach 2022 und 2024. Jacqueline Hayes und Marta Olivencia vom Verbund Sozialer Dienste hatten aber erstmals die Verantwortung und Organisation übernommen. Sie waren auch für das Rahmenprogramm zuständig. Die Freiwilligen hatten zum Beispiel zwei Sporteinheiten, waren am Dümmer, in der Dorfschmiede Harpenfeld und auf Schloss Hünnefeld. Außerdem haben sie Bad Essen und Osnabrück erkundet, und einige von ihnen sind auf eigene Faust mit dem Bus nach Amsterdam gefahren.  

Gruppenfoto Workcamp Brücke
Gruppenfoto in Osnabrück

Die Zeit in Bad Essen wird den Freiwilligen in guter Erinnerung bleiben. „Ich wollte jeden Tag einen Deutschen zum Lächeln bringen. Das habe ich geschafft“, sagt Nadia aus Portugal. Und das waren nicht nur Mitarbeitende des VSD, sondern auch des Bauunternehmens Bosche-Bavendiek, das die Arbeiten an der Außenfassade unterstützt hat. „Wir sind von dem Mitarbeitenden Stuart fachlich super begleitet worden. Alle haben von Beginn an harmonisch zusammengearbeitet“, sagt Jacqueline Hayes. In erster Linie waren die Aufgaben, die Fassade des Turms zu reinigen, das Verfugen und das Ausbessern des Mauerwerks.

„Die Deutschen haben einen Sinn für Gemeinschaft und sind sehr strukturiert“, ist Beatriz, ebenfalls aus Portgual, aufgefallen. Bad Essen sei ein einladender Ort mit schöner Natur und netten Menschen. Cátálin zeigte sich von der Sole-Arena beeindruckt. „Man merkt direkt, wie sich die Luftqualität dort verändert“, so der Rumäne.

Gruppenfoto Workcamp Osnabrück
Die Teilnehmenden des Workcamps haben mit Jacqueline Hayes (sitzend, 2. von rechts) und Marta Olivencia (sitzend, 5. von rechts) Osnabrück entdeckt.

Während die Teilnehmenden der vorherigen Workcamps noch im Haus Sonnenwinkel schlafen konnten, waren die diesjährigen Freiwilligen auf der Wiese hinter dem Turm in einem großen Gemeinschaftszelt untergebracht. „Wenn man sich darauf einstellen und vorbereiten kann, ist es gar nicht so schlimm“, meint Kaari. Verschiedene Lifehacks hätten den Alltag erleichtert. „So lange man kein Pfadfinderwissen benötigt, ist es in Ordnung“, ergänzt Cátálin. Leone sieht in der Art der Unterbringung sogar einen Vorteil: „So haben wir viel mehr gemeinsam gemacht, als wenn sich jeder auf sein Zimmer hätte zurückziehen können.“

Alle waren sich einig, dass sie die Teilnahme an solch einem internationalen Projekt ihren Freunden oder Familienmitgliedern weiterempfehlen würden. Für die Portugiesin Leonor folgt Ende Oktober sogar schon das nächste Projekt, in der Türkei steht die Naturrestaurierung nach Waldbränden im Mittelpunkt. Und vielleicht heißt es dann, ob geplant oder nicht, „schön dich wiederzusehen“.

Foto vor dem Schloss Hünnefeld
Die Teilnehmenden waren auch auf Schloss Hünnefeld zu Besuch.


Die 17 Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Workcamps kommen aus den folgenden Ländern: Italien, Portugal, Spanien, Finnland, Rumänien, Frankreich, Polen und Brasilien. Das Workcamp ging vom 8. bis zum 21. September

Europäisches Solidaritätskorps heißt das Programm, über das das Projekt mit EU-Fördergeldern unterstützt wird. Der Grundgedanke: Projekte in Europa profitieren von der Arbeit der Freiwilligen. Im Gegenzug haben junge Erwachsene die Möglichkeit, sich untereinander und mit den Menschen vor Ort zu vernetzen, andere Kulturen kennenzulernen und den persönlichen Horizont zu erweitern.

Als Träger der Kinder- und Jugendhilfe sieht sich der VSD mit der Möglichkeit zur Durchführung von Projekten im Europäischen Freiwilligendienst in der Verantwortung, einen Beitrag für ein offenes, demokratisches und tolerantes Europa zu leisten. Wir möchten mit den vielfältigen Aktivitäten im Programm Erasmus+ ein deutliches Zeichen für ein solidarisches Europa setzen und gegen Intoleranz, Diskriminierung und Chancenungleichheit. Dieses Workcamp ist ein Beispiel dafür.