Hinter dem Verbund Sozialer Dienste (VSD) liegen intensive wie aufregende Tage. Am 18. April hatte ein kurzfristig zusammengestelltes Team aus dem Bereich der Kinder- und Jugendhilfe 49 unbegleitete minderjährige Ausländer in Empfang genommen. Die vier Mädchen und 45 Jungen aus Afghanistan, Syrien, Irak und Eritrea saßen zuvor mehrere Monate lang in Flüchtlingslagern auf den griechischen Inseln Chios, Lesbos und Samos fest. Nach zwei Wochen Isolation in der Familienferienstätte Haus Sonnenwinkel in Bad Essen haben fast alle in dieser Woche bundesweit eine neue Heimat gefunden, einige von ihnen sogar bei Verwandten.

„Wir können gar nicht in angemessene Worte fassen, wie sehr wir den Einsatz unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den vergangenen zwei Wochen bewundern und zu schätzen wissen“, betonen die Geschäftsführer Tim Ellmer und Heinrich Mackensen. Trotz der kurzen Vorbereitungszeit, der Sprachbarrieren und all der täglichen neuen Herausforderungen sei es ihnen in beeindruckender Weise gelungen, den Kindern und Jugendlichen den Start „in ein neues, hoffentlich friedliches und erfülltes Leben“ zu ermöglichen.

Mit Freude haben Ellmer und Mackensen gesehen und gemerkt, wie die Fachkräfte aus allen Bereichen des Unternehmensverbunds sowie die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Haus Sonnenwinkel unter der Leitung von Ümit Turunc zu einem Team geworden sind. „Was ihr geleistet habt verdient großen Respekt“, sagen sie anerkennend.

Beeindruckend sei zudem auch die Hilfsbereitschaft in der Region gewesen: „Mit Freude haben wir festgestellt, wie diese unterschiedlichen Formen der Unterstützung dazu beigetragen haben, dass die Kinder und Jugendlichen in Deutschland ankommen konnten.“

Bereits am Ankunftstag hatten die Kinder Bekanntschaft Dr. Guido Lüke aus Bad Essen gemacht. Er hatte die medizinischen Unterlagen aus Griechenland gesichtet, sortiert und ausgewertet. Jedes Kind und jeder Jugendliche musste ihm – mit Hilfe von Übersetzern – Fragen zur Gesundheit oder zu Vorerkrankungen beantworten. Während der Großteil der Gruppe beschwerdefrei und gesund in Bad Essen ankam, hatten wenige von ihnen kleine Wunden, nicht richtig verheilte Blessuren oder dermatologische Probleme. In fast allen Fällen reichte die Behandlung mit Salben aus, um die Beschwerden loszuwerden. Alle Kinder waren zudem vor der Ankunft in Deutschland negativ auf das Corona-Virus getestet worden und sind es auch während der Zeit im Haus Sonnenwinkel geblieben.

Lüke und das Team der Gemeinschaftspraxis Möller & Enders hatten sich in den folgenden Tagen gemeinsam um die weiteren Behandlungen und Untersuchungen gekümmert. Die Betreuerinnen und Betreuer konnten stets schnell und kurzfristig mit den Kindern in die Praxis der Fachärzte für Kinder- und Jugendheilkunde nach Ostercappeln kommen, die Corona-Abstriche hat Nicola Enders direkt im Haus Sonnenwinkel gemacht. „Es war toll, wie sie sich untereinander fachlich abgestimmt und zusammengearbeitet haben“, lobt Ellmer. „Eine bessere medizinische Versorgung kann man sich nicht wünschen.“

Ein weiterer Dank in Sachen medizinischer Versorgung gilt der Delphin-Apotheke von Rolf Flerlage in Bohmte. „Wir durften uns jederzeit melden, um ein notwendiges Medikament oder eine Salbe zu holen“, berichtet Ümit Turunc, der Leiter des VSD-Teams im Haus Sonnenwinkel. Und wenn ein Kind eine dringende zahnmedizinische Behandlung benötigte, waren die Zahnärzte Dr. Natalia Brozmann und Dr. Leo Polatzek zur Stelle.

Doch die Hilfsbereitschaft beschränkte sich nicht ausschließlich auf die gesundheitliche Versorgung. Das DRK sowie der Verein Tabita hatten dafür gesorgt, dass alle Mädchen und Jungen gleich am ersten Tag mit neuer Kleidung ausgestattet werden konnten. Freiwillige Helferinnen und Helfer haben die T-Shirts, Hosen, Schuhe und mehr vorsortiert und damit den pädagogischen Fachkräften viel zusätzliche Arbeit erspart. Auch bei der Kleiderausgabe waren die Ehrenamtlichen eine willkommene Unterstützung. Lobenswert sei auch die Bereitschaft der Paracelsus-Klinik gewesen, den traumatherapeutischen Fachkräften von stART international e.V. Appartements für diesen Zeitraum zur Verfügung zu stellen.

„Darüber hinaus möchten wir uns bei der örtlichen Polizei bedanken, die in den wenigen Krisen schnell vor Ort war und für Unterstützung gesorgt hat. Und natürlich bei all denjenigen, die ihre Hilfe angeboten haben“, teilen die VSD-Geschäftsführer mit. Das Wittlager Land habe auch in dieser Hinsicht bewiesen, dass es eine besondere Region sei und in Ausnahmesituationen zusammenhält.