An diesem verregneten Montagmorgen kam für Schulsozialarbeiterin Michaela Walter (Kinderhaus Wittlager Land gGmbH) alles zusammen: Sie war spät dran, in der Aula waren die Stühle noch nicht bereitgestellt, die Fernbedienung für den Beamer war verschwunden, und die Klassenlehrerin der ersten Gruppe war krank, so dass sie die Kinder noch holen musste. Und trotzdem begrüßte Michaela Walter die Schülerinnen und Schüler der 3b gut gelaunt: „Ich bin froh, dass ich trotzdem noch lachen kann.“ Dahinter steckt nämlich die Superkraft „Optimismus“, wie die Kinder erfahren sollten.

Der Landesverband Theaterpädagogik Niedersachsen e.V. hat auf die Auswirkungen der Corona-Pandemie im Hinblick auf die Entwicklung junger Menschen reagiert. Das Programm „Resilienz für Kinder“ fördert und stärkt Schülerinnen und Schüler nachhaltig in zentralen Kompetenzen der Resilienz. Bei den sechs Superkräften handelt es sich um „Selbstwahrnehmung & Fremdwahrnehmung“, „Selbstfürsorge & Fürsorge“, „Optimismus“, „Akzeptanz & Toleranz“, „Lösungsorientierung & Kreativität“ sowie „Kontakte & Beziehungen“. Ein zusätzliches Arbeitsheft für jedes Kind vertieft die Auseinandersetzung mit den trainierbaren Kompetenzen. In sieben Unterrichtseinheiten stellen Michaela Walter und ihre Kolleginnen Lisa-Marie Hallermann (Regionales Landesamt für Schule und Bildung/RLSB) sowie Alisa Metting (Berufsanerkennungsjahrabsolventin beim RLSB) die Superkräfte vor.

Bisher waren die Superkräfte Thema in der vierten Klasse. „Aber sie sind auch in Jahrgang 3 gut verortet. So können wir die Kompetenzen im Nachhinein aufgreifen und damit noch arbeiten, ehe die Kinder die Schule wechseln. Die Bilder der Superkräfte-Monster holen die Drittklässler auch noch mehr ab als die Viertklässler“, sind sich die Schulsozialarbeiterinnen einig.

Mit kurzen Videoclips – mit Kindern als Schauspielenden – wird den Mädchen und Jungen verdeutlicht, was es heißt, optimistisch zu denken. Gleichwohl lautet die Botschaft: „Um optimistisch zu sein, musst du nicht alles super finden. Aber wenn du das Schöne siehst, hast du die Kraft, etwas zu verändern.“

Übungen helfen den Kindern, die Superkräfte zu erleben. So gehört zur Unterrichtseinheit eine „warme Dusche“. Dabei machen sich die Schülerinnen und Schüler gegenseitig Komplimente, die von Herzen kommen. Wie sich das anfühlt? „Wie Schmetterlinge im Bauch“, war die Reaktion einer Schülerin.

Bei einer weiteren Übung verlässt ein Kind den Raum. Die anderen denken sich eine Route für das Kind von der Tür zu seinem Platz aus. Und mit Applaus signalisieren sie dem ahnungslosen Kind, ob es auf dem richtigen Weg ist. Zuletzt folgt eine „Dankbarkeitslawine“, die Mädchen und Jungen äußern, wofür sie gerade dankbar sind. „Diese guten Gedanken helfen uns, die Herausforderungen des Alltags zu meistern“, sagt Lisa-Marie Hallermann.

Für die beiden Schulsozialarbeiterinnen steht fest: „Wenn die Kinder diese sogenannten Superkräfte beherrschen, können sie äußere Herausforderungen und Belastungen besser und gesund bewältigen“, sagt Michaela Walter. Das sehen auch die Lehrkräfte so: „Kinder mit Resilienz glauben an sich selbst, finden Lösungen und wachsen an Herausforderungen – eine Stärke, die sie ein Leben lang begleitet.“

Auch an einem verregneten Montagmorgen.