Von A wie Ausgaben bis Z wie Zinsen
Gläubiger, Kredit, Zinsen: Es waren keine normalen „Vokabeln“, nach denen die Schülerinnen und Schüler der Klasse 8a der Geschwister-Scholl-Oberschule in Bad Laer gefragt wurden. „Dein Geld – Deine Zukunft“ hatte Hans-Martin Oberschelp von der Verbund Sozialer Dienste gGmbH seine Präsentation betitelt. Der Paritätische Osnabrück ist in Zusammenarbeit mit dem VSD für die Schuldnerberatung im Südkreis zuständig, unter anderem auch in Bad Laer. Solche Besuche dienen in erster Linie der Prävention und sollen bereits die Jugendlichen für das Thema sensibilisieren. Drei Klassen hörten ihm an diesem Vormittag zu.
„Wir beraten Menschen, die in ihrem Leben die Kontrolle über ihre Finanzen verloren haben“, sagte Oberschelp. Das Ziel sei es, die Schulden abzubauen oder gänzlich zu beseitigen. Doch was sind überhaupt Schulden? „Wenn man Geld abbezahlen muss“, lautete die Erklärung eines Schülers. „Eine finanzielle Verpflichtung einem anderen gegenüber“, formulierte es der Schuldnerberater.
Wenn jemand seine Schulden nicht mehr abbezahlen könne, sei die Person überschuldet. „Das gilt für etwa acht Prozent der Deutschen“, so Oberschelp. „Sechs Millionen Menschen in Deutschland haben Kredite oder finanzielle Verpflichtungen, die sie nicht zurückzahlen können.“ Rein statistisch treffe es also ein bis zwei Schülerinnen und Schüler in dieser Klasse. „Und die Durchschnittsverschuldung pro Person liegt bei 31.000 Euro. Aber dabei bleibt es nicht. Zinsen kommen noch hinzu“, erzählte Oberschelp.
Als Auslöser für Schulden nannte er mehrere Gründe: Erkrankung oder Unfall, Arbeitslosigkeit, Trennung beziehungsweise Scheidung, gescheiterte Selbstständigkeit oder Gläubiger, die ihre Forderungen einklagen. „Ich hatte auch einen Fall, da hat ein Mann plötzlich erfahren, dass er seit fünf Jahren Vater ist. Also musste er rückwirkend Unterhalt für das Kind zahlen.“
Aber auch Bezahlmethoden im Internet bergen ein großes Risiko, in die Schuldenfalle zu geraten. „Ratenzahlung ist ein sehr gefährliches Modell. Das Unternehmen Klarna klagt jede offene Forderung ein. Und die Mahnbescheide kosten extra“, weiß der Jurist. „Buy now, pay later“ klinge zwar verlockend, treibe aber immer mehr Menschen in den finanziellen Ruin.
Natürlich erleben er und seine Kollegin Heidi Wöllner auch Fälle von „unwirtschaftlicher Haushaltsführung“. Heißt: Die verschuldeten Personen achten nicht auf ihre Ausgaben und leben über ihre finanziellen Verhältnisse. „Oft haben Klientinnen und Klienten eine icloud-Mailadresse. Da weiß ich schon, dass sie im Monat viel Geld für ihr Smartphone ausgeben“, schmunzelte Oberschelp.
Die SCHUFA sammele Daten über die finanzielle Situation der Menschen. Banken und Versicherungen holen sich bei ihr Auskunft darüber. „Und wenn der Score nicht hoch genug ist, bekommst du im Zweifel keine Wohnung“, warnte der Schuldnerberater.
Für viele seiner Klientinnen und Klienten sei der letzte Ausweg ein Privatinsolvenzverfahren: „Da kommen wir ins Spiel. Wir versuchen, mit den Gläubigern eine realistische Ratenzahlung auszuhandeln. Die Person bezahlt über bestimmte Monate einen gewissen Betrag, und wenn der Zeitraum abgelaufen ist, verzichtet der Gläubiger auf die restliche Summe.“ Doch wenn auch nur einer von mehreren Gläubigern den Vorschlag ablehnt, erhält die Person drei Jahre lang einen Privatinsolvenzverwalter an seine Seite. „Wenn das sauber abgelaufen ist, kann das Gericht über eine Restschuldbefreiung entscheiden. Unterhaltszahlungen oder Strafgelder sind davon jedoch ausgenommen.“
Seine wichtigsten Tipps für die Schülerinnen und Schüler: „Nicht mehr Geld ausgeben als mir zur Verfügung steht. Ich sollte immer den Überblick haben und dazu regelmäßig die Kontoauszüge checken. Und schließt keine Verträge für Freunde ab, wenn ihr schon 18 Jahre alt seid.“ Außerdem könne es hilfreich sein, ein Haushaltsbuch zu führen, in dem man aufschreibt, welche Ausgaben anfallen. So könne man ausrechnen, wie hoch die Ausgaben sind.
Matheaufgaben waren aber nicht Bestandteil seiner Präsentation.
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